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Radikaler Protest

Zur soziologischen Theorie politischer Bewegungen, Theorie und Gesellschaft 67

Erschienen am 14.06.2010, 1. Auflage 2010
45,00 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593387604
Sprache: Deutsch
Umfang: 301 S.
Format (T/L/B): 2 x 21.4 x 14.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Die Bedingungen, unter denen radikale Protestbewegungen entstehen, sind zentral für die Erklärung sozialen Wandels. Andreas Pettenkofer liefert eine - bisher fehlende - kritische Gesamtdarstellung der entsprechenden Theorien. Davon ausgehend entwirft er in Anknüpfung an Konzepte der klassischen Religionssoziologie eine Theorie, die die sozialen Mechanismen erfasst, durch die Protestbewegungen entstehen, sich stabilisieren und auch kulturellen Wandel in Gang setzen. Dieses Buch ermöglicht damit ein genaueres Verständnis von Protestphänomenen. Zugleich zeigt es, welchen Nutzen die Analyse radikaler Protestbewegungen für die allgemeine sozialtheoretische Diskussion bringt.

Autorenportrait

Andreas Pettenkofer, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt.

Leseprobe

Für die Erklärung sozialen Wandels bleibt die Frage zentral, unter welchen Bedingungen Protestbewegungen entstehen und sich stabilisieren. Nicht, weil solche Bewegungen typischerweise Machtpositionen erlangen, von denen aus sie ihre anfänglichen Programme umsetzen; sondern weil der Wandel politischer Selbstverständlichkeiten - der Plausibilitätsverlust geltender sozialer Klassifikationen, das Aufkommen neuer Problematisierungen - regelmäßig auf Bewegungen zurückgeht, deren Protest in diesem Sinne radikalen Charakter hat. Selbst Prozesse, deren Ergebnisse durchaus nicht den Absichten irgendeiner Protestbewegung entsprechen, können entscheidende Anstöße durch solche Bewegungen erhalten haben. Insoweit führt der Versuch, sozialen Wandel zu erklären, wieder zurück zur Frage nach den Entstehungs- und Bestandsbedingungen eines bestimmten Ordnungstyps. Denn die Hinwendung zum Protest ist ja nicht als Ergebnis einer Freisetzung aus dem Sozialen zu erklären (eines Wegfalls sozialer Zwänge o.ä.); sie ist mit der Entstehung einer spezifischen - prekären, unwahrscheinlichen - sozialen Struktur verbunden, die Protest hervorbringt und stabilisiert. Dabei verzichtet man auf wichtige Erklärungsmöglichkeiten, wenn man sich vorab darauf festlegt, dass Protestbewegungen bloß als soziale Träger jeweils schon bestehender kultureller Muster wirken. Eine Theorie sozialer Bewegungen sollte auch klären, inwieweit solche sozialen Strukturen unmittelbar - durch eine Eigendynamik, die sie selbst hervorbringen - den Wandel kultureller Muster befördern.

Inhalt

Inhalt Vorwort I. Das rationalistische Paradigma und seine Grenzen Einleitung 1.Der negative Bezugspunkt der neueren Protestforschung:Parsons'' Anomietheorie politischer Konflikte 2.Theorien über selektive Anreize 3.Theorien über Gelegenheitsstrukturen 3.1Ressourcenverteilungen 3.2Politische Gelegenheiten 3.3Exkurs zur Methode der Protestereignisanalyse 4.Kultursoziologische Ergänzungsversuche und die Erschöpfung des rationalistischen Paradigmas 4.1Rahmen 4.2Routinen 4.3Identitäten 5.Exkurs: Protestforschung als Normalisierungsunternehmen 5.1Protestforschung als Organisationsberatung 5.2Protestforschung als Rechtfertigungsrhetorik 5.3Wissenschaftsinterne Stützen politischer Normalisierung 6.Zurück zu Parsons? 6.1Die ''neofunktionalistische'' Kultursoziologie politischer Konflikte 6.2Grenzen eines kontrafaktisch gewendeten Rationalismus II.Bausteine für eine Soziologie des radikalen Protests Einleitung 7.Die soziale Konstitution des Protestteilnehmers (Dewey, Mead etc.) 7.1Protestereignisse und die Entstehung neuer Deutungsmuster 7.2Karrieren des Identitätswandels 7.3Missachtung als Protestgrund 8.Protest als Selbstprüfung und Selbsttechnik (Weber) 8.1Charisma und politische Bewegungen: einige Missverständnisse 8.2Weltablehnung und die Stabilisierung radikalen Engagements 8.3Die ''Sekte'' als Organisationsform politischen Protests 9.Protest als ritualgestützte Glückserfahrung (Durkheim) 9.1Protestereignisse als religiöse Feste 9.2Durkheims Naturalismusproblem - und seine Folgen 9.3Euphorie und gründende Gewalt 9.4Religiöse Metaphern und kulturelle Pfadabhängigkeit: die "Ansteckungskraft des Heiligen" 10.Die soziale Ordnung radikalen Protests 10.1 Protestbewegungen als Felder der Sektenkonkurrenz 10.2 Religionsbasierte Mechanismen und die Bindung kalkulierender Akteure Nachweise Literatur

Schlagzeile

Theorie und Gesellschaft Herausgegeben von Jens Beckert, Rainer Forst, Wolfgang Knöbl, Frank Nullmeier und Shalini Randeria