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Reisende Helden

Die Anfänge der griechischen Kultur im Homerischen Zeitalter

Erschienen am 11.08.2011, 1. Auflage 2011
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608946963
Sprache: Deutsch
Umfang: 551 S.
Format (T/L/B): 3.7 x 23.2 x 16.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Diese große Abenteuergeschichte des angeblich so dunklen 8. Jahrhunderts erzählt, was die Griechen befähigte, sich auf einmalige Art die Welt anzueignen. 'Erhellend, klug und originell - und immer wieder atemberaubend poetisch.' Tom Holland, TLS Book of the Year Mit einem Vorwort zur deutschen Ausgabe über die deutsche Homer- und Troja-Forschung Im Zentrum des Buches stehen die reisenden Zeitgenossen Homers: euböische Griechen des 8. Jahrhunderts, die als Seefahrer und Piraten rund um das Mittelmeer unterwegs waren, Handel trieben und neue Welten entdeckten. Fundstück für Fundstück trägt der Autor zusammen, was sich über diese frühen Griechen herausfinden lässt. Reisende Helden, das sind auch die Figuren des Mythos, die weit herumkamen: etwa Dädalus, der sogar fliegen konnte, Herkules, der kreuz und quer im Mittelmeerraum seine Arbeiten verrichtete, oder die unglückliche Io, die von Zeus erst verführt und dann in eine Kuh verwandelt wurde. Indem Robin Lane Fox den unendlichen Schatz der griechischen Mythen mit der Sachwelt der archäologischen Funde verknüpft, lässt er vor unseren Augen ein lebendiges Bild dieser Zeit entstehen. Robin Lane Fox reisende Helden sind verwegene griechische Seefahrer aus dem 8. Jahrhundert v. Chr., die ferne Länder und Küsten entdeckten. Das Wissen und die Geschichten aus der Fremde integrierten sie in ihre Vorstellungswelt und legten so den Grundstein für die griechische Kultur.

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Autorenportrait

Robin Lane Fox, geboren 1946, ging in Eton zur Schule und studierte Alte Geschichte und Altertumswissenschaften an der Universität Oxford, wo er bis 2014 am New College lehrte. Als leidenschaftlicher Gärtner schreibt er eine regelmäßige Kolumne für die 'Financial Times' über Garten- und Landschaftsgestaltung. Außerdem ist er ist ein hervorragender Reiter und Pferdekenner - was ihm zum besonderen Verständnis der antiken Kavallerie verhalf. Auf den Spuren Alexanders ist er von Griechenland bis nach Indien gereist. Für seine bei Klett-Cotta erschienene Biographie über Alexander den Großen ist er mit dem angesehenen Duff-Cooper-Preis ausgezeichnet worden. Für 'Augustinus' wurde er 2016 mit dem Wolfson History Prize geehrt.

Leseprobe

Vorwort zur deutschen Ausgabe Dieses Buch ist die Frucht jahrelangen Nachdenkens, Reisens und Forschens, und es freut mich sehr, dass es nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt. In England wurden die 'Reisenden Helden' im letzten November als 90-minütige Fernsehdokumentation ausgestrahlt. Obwohl BBC4 ein Digitalfernsehkanal ist, hatte die Sendung fast 1,5 Millionen Zuschauer, viermal so viele wie für diese Tageszeit üblich. Nun darf sich Deutschland diesem Interesse anschließen, zumal das Thema des Buches tief in der deutschen Gelehrtengeschichte wurzelt. Meine leidenschaftliche Liebe zu Homer ist der Grund, warum ich mein Leben dem Studium der griechischen Welt gewidmet habe. Es gibt einen Deutschen, für den Homer eine ähnliche Inspirationsquelle gewesen ist: Heinrich Schliemann, den Ausgräber von Troja und Mykene. Auch wenn es mittlerweile zum guten Ton gehört, seine Zuordnungen und Forschungsmethoden kleinzureden, bewundere ich ihn nach wie vor nicht nur für die Leidenschaft, die ihn antrieb, sondern auch für seine spektakulären Funde. Für mich galt schon immer: Wer auch nur einen bislang unverstandenen Vers von Homer zu erklären vermag, hat nicht umsonst gelebt. Ich glaube, mit Hilfe der Funde und Texte eine bislang ungeklärte Stelle in der Ilias aufhellen zu können; mit dem argumentativen Hauptstrang dieses Buches hängt meine Entdeckung jedoch nicht notwendig zusammen. Homer möchte uns am Ende des zweiten Buches einen akustischen Eindruck vom Vormarsch des griechischen Heeres geben, als es sich zum ersten Mal über die Ebene auf Troja zubewegt. Die Anspielung des Dichters, bislang noch nie richtig verstanden, bezieht sich auf einen Klang im fernen Westen. Den Auftakt der Schlachtszenen in Homers Epos bildet also ein buchstäblich weit hergeholter Vergleich. So darf ich jetzt das Gefühl haben, mein Leben nicht vergeudet zu haben. In Deutschland gibt es viele Menschen, so vermute ich, die dieses Gefühl nachvollziehen können. Dafür sprechen die aktuellen Diskussionen unter deutschen Gelehrten über die Lage von Homers Troja. Darauf deutet auch der Erfolg eines populärwissenschaftlichen Buches, des 2008 erschienenen Bestsellers Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe von Raoul Schrott. Die Thesen Schrotts, der aus Homer einen griechischen Schreiber in assyrischen Diensten macht und den Schauplatz der Ilias von Troja in die Kilikische Ebene um Karatepe verlegt - die auch in meinem Buch eine Rolle spielt -, vermochten allerdings keinen Homerfachmann wirklich zu überzeugen. Mit fundierten Argumenten ist ihnen Joachim Latacz entgegengetreten. Doch auch Latacz, der sich immer für die Thesen des letzten großen Ausgräbers von Troja, Manfred Korfmann, stark gemacht und dessen Meinung von der Historizität des Trojanischen Krieges gestützt hat, stößt auf Widerspruch: Korfmanns Tübinger Kollege, der Althistoriker Frank Kolb, einer der Kontrahenten im deutschen 'Troja-Streit', vertritt in seinem kürzlich erschienenen Buch Tatort 'Troia'. Geschichte, Mythen, Politik die Meinung, dass Homer sich die dichterische Freiheit nahm, Ereignisse vom mittelgriechischen Festland an die kleinasiatische Küste zu verlegen. Ich hege die Hoffnung, dass mein Blick von außen Bewegung in die festgefahrenen deutschen Positionen zu bringen vermag. Gegen Ende meines Buches äußere ich ebenfalls - wenn auch sehr anders geartete - Gedanken zu einer 'Heimat' Homers. Sie sind, so hoffe ich, überzeugend, auch wenn wir über das Leben des Dichters kaum etwas wissen. Homer beschreibt in seinen Epen Griechen, die in den Osten reisten, ebenso wie ich es versucht habe, und ich habe diese bekannten Geschichten mit gebührender Zuneigung analysiert. Sie sind natürlich fiktional - im Gegensatz zu meiner Historiographie reisender Helden in Homers Welt. Allerdings bin ich verblüfft, wie sehr sich einige Details mit Aspekten der von mir beschriebenen Reisen zur Deckung bringen lassen. Außerdem erstaunt es mich - wie schon andere vor mir -, dass die Mythen, die ich behandle, in der Dichtung Hesiods - im Gegensatz zu derjenigen Homers - eine so große Rolle spielen. Ich meine erklären zu können, wie Hesiod, selbst weder Händler noch Reisender, mit diesen Mythen in Berührung kam und wie er sie vor meinen real existierenden reisenden Griechen vortrug. Homer dagegen gehört in einen anderen Kontext. In letzter Zeit gab es einen Trend, Homers Kontakte mit dem Vorderen Orient zu betonen, sogar mit Dichtern aus dieser Region, und seine Hauptwerke in die Zeit zwischen 680 und 650 v. Chr. zu datieren. Ich vertrete in dieser Frage einen ganz anderen Standpunkt und in Verbindung damit auch eine andere Vorstellung von der Zeit, in der Homer wirkte, von der Region, aus der er vermutlich stammte, und von seinen Leistungen. Was er dem damaligen Osten verdankte, ist minimal. Für mich ereignete sich mit Homer das erste 'griechische Wunder', dem so viele weitere folgten: von der Idealisierung des menschlichen Körpers in der frühen Skulptur und dem Schönheitskult bis hin zum Sport, zur Demokratie, zur Mathematik, zum Drama, zu den unübertroffenen Komödien des Aristophanes und vor allem zur Philosophie und zum logischen Denken. Ich kann nicht glauben, dass Homer und all die späteren 'Wunder' in irgendeiner der Gesellschaften des Vorderen Orients, und sei es in Judäa, möglich gewesen wären. Denn - um nur einen Punkt zu nennen - diese Gesellschaften wurden von Priestern und Königen dominiert und geprägt. 'Weisheit' und schmeichelnder Fürstenpreis sind etwas anderes als vernunftbestimmte, logische Philosophie. Daher sind die Helden meines Buches Griechen. Zu den rhetorischen Versatzstücken unseres multikulturellen, postkolonialen Denkens gehört es, die 'alten Griechen', auch bereits die des 8. Jahrhunderts v. Chr., auf eine Kultur unter vielen anderen zu reduzieren, und diese Reduzierung geht häufig einher mit der kritischen Unterströmung, diese Griechen seien schon viel zu lange zu Ikonen des westlichen Imperialismus hochstilisiert worden. Wenn ich mich auf die Griechen konzentriere, dann schließt das den Blick auf ihre Nachbarn nicht aus, seien es nun die sogenannten Phönizier, die Neohethiter oder die Aramäer. Seit der Abfassung dieses Buches wurden in der Levante einige weitere Stücke aufschlussreicher griechischer Keramik gefunden. Sie sind noch nicht veröffentlicht, aber man kann jetzt schon feststellen, dass sie genau in den Kontext und die Entstehungsbedingungen passen, die ich in den ersten Kapiteln umreiße. Besonders spannend ist der Beginn von Ausgrabungen an der bis vor Kurzem unerschlossenen Grabungsstätte Sabouni in der südlichen Türkei, im Landesinneren hinter Al Mina, dem Ort, der für meine Argumente eine so große Rolle spielt. Im Oktober 2009 durfte ich Sabouni mit der türkischen Archäologin Dr. Hatice Pamir besuchen und die Funde in Augenschein nehmen, die bislang in Schichten ausgegraben wurden, die bis ins 5. Jahrhundert v. Chr. reichen. Es war ein überwältigendes Gefühl, zu wissen, dass vieles, was in dieses Buch hineingehört, noch unter meinen Füßen ruht. Im Osten ordnet sich dieser archäologische Befund in den Zusammenhang einer Route ein, deren dort gefundene Objekte meine Argumente zu den fraglichen Reisenden und Transporteuren untermauern. In schriftlichen Quellen finden sie keine Erwähnung, weil Texte dieser Art nicht existieren. Im Westen dagegen gibt es neben den reisenden Objekten auch schriftliche Belege, und diese deuten in dieselbe Richtung wie die sich ständig erweiternden archäologischen Zeugnisse. Bereits 1910, als man archäologisch noch kaum lokales Belegmaterial hatte, haben Frederik Poulsen und Bernhard Schweizer, die großen Kenner der archaischen Kunst der Griechen, den Einfluss von nordsyrischer Handwerkskunst auf griechische Objekte nachgewiesen. Dabei handelte es sich um einen Stil, der sich vom als phönizisch bezeichneten deutlich unterscheidet. Da dennoch in der Forschungsliteratur über die Griechen in der Levante nur z... Leseprobe

Inhalt

Vorwort zur deutschen Ausgabe . . 11 Vorwort . . 15 I HERAS FLUG 1 Heras Flug 23 2 Von China nach Cadiz 34 3 Reisende Helden . . 52 II OST UND WEST 4 Daheim und in der Ferne . 67 5 Reisende Siedler . . 97 6 Nach Unqi 114 7 Potamoi Karon 129 8 Jenseits von Ithaka 149 9 Die Affeninseln 167 10 Daheim in Euböa . 192 III REISENDE MYTHEN 11 Auf der Suche nach Nimmerland . 207 12 Lost in Translation 232 13 Ein reisender Prophet . 254 14 Reisende Liebhaber . . 277 15 Ein reisender Berg . 294 16 Der Große Kastrator . 313 17 Reisende Monster . 336 18 Schlachtfelder und Basislager . 361 IV JUST SO STORIES 19 Homerische Horizonte 379 20 Der Blick von Askra . . 395 21 Just So Stories . 419 Zur Datierung Homers 431 Anmerkungen . 435 Bibliographie . 495 Verzeichnis der Karten 537 Bildnachweis . 538 Register . . 539

Schlagzeile

'Dieses wundervolle Buch ist packender als jeder Thriller' Spectator

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