Beschreibung
Wer Freunde hat, hat auch tödliche Feinde Endlich: der sechste Thriller mit Gerichtsmedizinerin Sara Linton und Chief Jeffrey Tolliver! Was nur hat Lena Adams veranlasst, nach Reese, in ihre Heimatstadt, zurückzukehren, an der sie beinahe zerbrochen wäre? Sara Linton ist wütend. Ihr Mann, Chief Tolliver, lässt alles stehen und liegen, um Lena, seiner besten, aber gefährlich labilen Mitarbeiterin, die als Hauptverdächtige eines bizarren Mordes in Reese verhört wird, aus der Patsche zu helfen. Wieder einmal. Dabei hätte Sara selbst jede Unterstützung gerade bitter nötig. Doch sie begleitet den Chief in eine Stadt, in der Gewalt, Drogen und Lügen so alltäglich sind, dass es selbst die beiden erfahrenen Ermittler schockiert. Und einer scheint hinter den Kulissen die Fäden zu ziehen: Lenas Ex-Freund Ethan Green. Seine Verbindungen reichen weit aus dem Gefängnis heraus - und weiter in ihr eigenes Leben hinein, als Sara und Jeffrey es sich in ihren schlimmsten Alpträumen hätten vorstellen können .
Leseprobe
Was hatten sie ihr gegeben? Was hatten sie ihr mit dieser Nadel in die Venen gejagt? Die Augen konnte sie kaum offen halten, die Ohren waren dagegen überempfindlich. Durch ein lautes, durchdringendes Klingeln hindurch konnte sie einen Aussetzer des Automotors hören, das Parumpparump der Reifen auf unebenem Gelände. Der Mann, der neben ihr auf dem Rücksitz saß, sprach leise, fast als würde er einem Kind ein Schlaflied singen. Sein Tonfall hatte etwas Beruhigendes, und sie merkte, wie ihr der Kopf auf die Brust sank, während er redete, und sie ihn dann, bei Lenas knappen, schneidenden Erwiderungen, wieder hochriss. Ihre Schultern schmerzten, weil sie die Arme verkrampft auf dem Rücken hielt. Es war ein dumpfes Pochen, das dem Hämmern ihres Herzens entsprach. Sie versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, auf das Gespräch zum Beispiel, das im Auto geführt wurde, oder wohin Lena das Auto steuerte. Stattdessen registrierte sie jedoch, dass sie sich fast wie eine Spirale in den eigenen Körper zurückzog, sich in jede neu aufkeimende Empfindung einhüllte wie ein kleines Kind in eine Kuscheldecke. Die Rückseiten ihrer Schenkel brannten vom Leder des Autositzes, aber sie wusste nicht, warum. Draußen war es kühl. Im Nacken spürte sie sogar einen Zug. Sie erinnerte sich noch, wie sie einmal während einer langen Fahrt nach Florida in der Chevette ihres Vaters saß. Das Auto hatte keine Klimaanlage, und es war Mitte August. Alle vier Fenster waren geöffnet, doch die Hitze blieb unerträglich. Das Radio knisterte. Es lief keine Musik, denn es gab keinen Sender, auf den sie sich alle hätten einigen können. Vorne stritten sich die Eltern über die Fahrtroute, die Benzinkosten, ob sie zu schnell fuhren oder auch nicht. Hinter Opelika sagte dann ihre Mutter zu ihrem Vater, er solle an einem Laden anhalten, damit sie sich eisgekühltes Coke und Orangenkekse kaufen konnten. Dann erschraken alle, als sie aussteigen wollten, denn die Haut ihrer Arme und Beine klebte an den Sitzen, als hätte die Hitze ihre Körper mit dem Vinyl verschmolzen. Jetzt spürte sie, wie das Auto ruckelte, als Lena die Automatikschaltung auf Parken stellte. Der Motor lief noch, und das leise Surren vibrierte in ihren Ohren. Da war noch etwas - nicht im Auto, sondern weiter entfernt. Der Wagen stand auf einem Sportplatz. Sie erkannte die Anzeigentafel, riesige Buchstaben schrien: "GO, MUSTANGS!" Lena hatte sich umgedreht und starrte sie beide an. Der Mann neben ihr bewegte sich. Er steckte seine Waffe in den Bund seiner Hose. Er trug eine Skimaske, wie man sie aus Horrorfilmen kennt, nur die Augen und der Mund waren zu sehen. Doch das reichte aus. Sie kannte ihn, könnte seinen Namen sagen, wenn nur ihr Mund sich bewegen würde. Der Mann sagte, dass er Durst habe, und Lena reichte ihm einen großen Styroporbecher. Das Weiß des Bechers war intensiv, fast blendend. Plötzlich verspürte auch sie Durst wie noch nie in ihrem Leben. Allein der Gedanke an Wasser trieb ihr die Tränen in die Augen. Lena versuchte ihr etwas zu mitzuteilen, ohne die Stimme zu benutzen. Plötzlich rutschte der Mann über den Rücksitz, kam ihr so nahe, das sie die Hitze seines Körpers spüren, den herben Geruch seines Rasierwassers riechen konnte. Sie fühlte, wie seine Hand sich um ihren Nacken legte, seine Finger dort verweilten. Die Berührung war weich und sanft. Sie konzentrierte sich auf seine Stimme, wusste, dass wichtig war, was gesagt wurde, dass sie unbedingt zuhören musste. "Haust du jetzt ab?", fragte der Mann Lena. "Oder willst du lieber hierbleiben und dir anhören, was ich zu sagen habe?" Lena hatte sich von ihnen abgewandt, vielleicht hatte sie die Hand am Türgriff. Jetzt drehte sie sich wieder um und sagte: "Reden Sie." "Wenn ich dich hätte umbringen wollen", sagte er, "wärst du schon tot. Das weißt du." "Ja." "Deine Freundin hier." Er sagte noch etwas, aber seine Wörter verschmolzen irgendwie miteinander, und als sie ihre Ohren erreichten, hatten sie keine Bedeutung mehr. Sie k Leseprobe