Beschreibung
Das Problem des heutigen Fußball ist nicht in erster Linie der Kommerz, der Starkult oder der Medien-Hype, sondern der Verlust des Spielgedankens, der freilich Depravationen nach sich zieht. Spielen heißt sich erproben, vorstoßen in Neuland, sich messen an Widerständen, sich riskieren, mit dem Zufall rechnen, den Katalog der Welt um seine Vorstellungen bereichern, ihn mit seinen Imaginationen überschreiben. Spielen ist lernende Begegnung mit der Welt, Kreation und Realisation in einem - ein Vorgang, der uns von Kind an begleitet und unsere Kognition ins Gleichgewicht zwischen Innen- und Außenwelt bringt. Mag der Spieler im professionellen Mannschaftssport das symbolische Kräftemessen und Selbstentdecken im Spiel noch erfahren, so sieht sein Zuschauer doch zunehmend den event in dem Ereignis. Statt sich im Spiel wiederzufinden, verliert er sich an Gefühlsstimulanzen, kollektive Überich-Ideale und rituelle Glaubensbekenntnisse. Dieses Buch untersucht aus kulturanthropologischer Sicht die devianten Vorgänge um den heutigen Fußball im Einzelnen und erinnert an die lebenswichtigen Eigenschaften des symbolischen Spiels für Kinder und Erwachsene.
Autorenportrait
Dr. Gerhard Oberlin arbeitet als Freier Literatur-, Kultur- und Sportwissenschaftler mit Wohnsitz in Tübingen. Nach einer internationalen Laufbahn als Lehrer, Schulleiter und Fortbilder war er unter anderem Dozent für deutsche Sprache und Literatur an der Beijing Foreign Studies University und am Deutsch-Chinesischen Institut der University of Business and Economics, Beijing/China. Zuletzt Gastdozent der Hebrew University in Jerusalem und der Malayalam University in Tirur/Kerala. Jüngste Buchpublikationen: Goethe, Schiller und das Unbewusste (2007); Modernität und Bewusstsein. Die letzten Erzählungen Heinrich von Kleists (2007); Die letzten Mythen. Untersuchungen zum Werk Franz Kafkas (2011); Der Wahnsinn der Vernunft. Georg Büchners "Lenz". Die Krise des Subjekts in der Moderne (2014); Delphi - das Orakel. Zentrum der antiken Welt (2015); Warum? Todesflug 4U9525 (2015); Kindheit im elektronischen Zeitalter. Eine Verteidigungsschrift (2016); Krieg im Herzen. Das Drama der ungelebten Gefühle (2016); Das unendliche Objekt. Religion und Psyche (2917); Warum wir lachen - warum wir weinen. Das Gefühl zum Film (2017); Wunder oder Wahn. Hölderlins spirituelle Ekstasen (2017); Asche zu Asche. Unser Leben. Meditationen über den Tod (2017); Warum wir uns verführen lassen. Die Botschaft der Märchen (2017). Er ist Herausgeber des Bände: Argyris Sfountouris: Trauer um Deutschland. Reden und Aufsätze eines Überlebenden (2015) und Argyris Sfountouris: Schweigen ist meine Muttersprache. Griechenland - seine Dichter, seine Zeitgeschichte (2017).