Beschreibung
Typographie im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Alle Theorie ist grau? Nicht doch: Theorie ist ernstes Spiel und Nachdenken über Zusammenhänge. Keine Gestaltung ohne Regeln und keine Gestaltung ohne Intuition. Gestaltung folgt nicht einfach mathematischer Logik. Wägbarkeit und Unwägbarkeit sind allgegenwärtig. Gesetze, Regeln, Konstruktionen und Proportionen unterstützen den gestalterischen Prozess, eine Garantie für gute Gestaltung sind sie nicht. Der Schweizer Typograph Hans Rudolf Bosshard zeigt, dass die Beschäftigung mit der Geschichte der Typographie Überblick und Einsicht bringt, doch mahnt er gleichzeitig zu Skepsis gegenüber den Vorbildern. Für die eigene Arbeit ist eine gewisse Distanz zur Geschichte nötig - sollte man dennoch auf die Tradition zurückgreifen, braucht es ein gutes Maß an ironischer Brechung. Die Forderung nach Ästhetik ist legitim, birgt aber Falltüren, hinter denen das Gefällige lauert. Funktion steht gegen Formalismus. Letzterem unterlagen selbst berühmte Exponenten der Moderne, ihm sind wir auch heute immer wieder ausgesetzt. Die Buchtypographie im Speziellen ist ein Versuchsfeld zwischen (unfreier) Tradition und (zaghafter) Moderne.
Autorenportrait
Hans Rudolf Bosshard, geb. 1929, gelernter Typograph, lehrte bis 1994 an der Schule für Gestaltung Zürich. Weitere Tätigkeiten: Zahlreiche Vorträge, Buch- und Plakatgestaltung, Herausgabe bibliophiler Bücher, Malerei, Druckgraphik, Fotographie. 1967-1991 Redaktion der Zeitschrift Xylon für Druckgraphik. Veröffentlichungen u. a.: Max Bill kontra Jan Tschichold. Der Typografiestreit der Moderne (2012); Der typografische Raster / The Typographic Grid (2000); Max Bill. Typografie, Reklame, Buchgestaltung (zus. mit Gerd Fleischmann und Christoph Bignens 1999).