Beschreibung
Kritisches Zeitporträt und Geschichte einer unmöglichen Liebe - ein Roman über den gesellschaftlichen Abstieg einer Familie im Berlin der Gründerzeit.
In Georg Hermanns 1897 erschienenem Debütroman "Spielkinder" ist inhaltlich und stilistisch schon alles angelegt, was den Autor später zu Ruhm und Anerkennung führen sollte. Im Zentrum steht Georg, Sohn aus gutem Hause, dessen Vater sich mit Immobiliengeschäften in den finanziellen Ruin stürzt. Georg versucht ein Leben als Bohemien, muss aber schließlich einem Broterwerb nachgehen. Seine Beziehung zu Lies, einem Mädchen aus sehr einfachen Verhältnissen, scheitert zunächst an emotionalen Verstrickungen und Konventionen, bis sie tragisch endet.
Hermanns erster Roman zeichnet sich aus durch naturalistische Beschreibungen der Außenwelt, die er mit lebhaften Gesprächssituationen und impressionistischen Innenweltdarstellungen kombiniert. Aus perspektivenreich präsentierten Fragmenten setzt sich das Bild einer Kindheit und Jugend in den sozialen und wirtschaftlichen Umbrüchen am Ende des 19. Jahrhunderts zusammen - eine Zeit, die mit "Spielkindern", ziellos umherirrenden Dilettanten im Ernst des Lebens, keine Gnade kannte.
Autorenportrait
Georg Hermann (1871-1943) war einer der meistgelesenen und produktivsten Autoren seiner Zeit. Berühmtheit erlangte er durch seine Berliner Familien- und Gesellschaftsromane "Jettchen Gebert" (1906) und "Henriette Jacoby" (1908), mit denen er sich einen Namen als Chronist des deutsch-jüdischen Lebens machte. Hermann, der als "jüdischer Fontane" gefeiert wurde, etablierte sich schnell als einflussreiche Größe im Literaturbetrieb seiner Zeit. In seinen zahlreichen Essays zeigte er sich als Kunstkenner und kritisierte später immer wieder die politischen Entwicklungen der Weimarer Republik.
Er floh 1933 ins niederländische Exil und wurde in Auschwitz ermordet.
Christian Klein, geb. 1974, Akademischer Rat für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal.
Veröffentlichungen u. a.: Kultbücher. Theoretische Zugänge und exemplarische Analysen (2014), Ernst Glaeser: Jahrgang 1902 (Hg., 2013).
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