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Und über uns die Sterne

Erschienen am 25.09.2015
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868275155
Sprache: Deutsch
Umfang: 288 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 22.5 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Südafrika, 1932. Die ambitionierte Soziologiestudentin Kate aus gutem Hause will sich im Rahmen ihres Studiums mit der Armut unter den Weißen in Südafrika beschäftigen. Dazu muss sie in die Armenvierteln gehen. Ihr Vater und ihr Verlobter haben Bedenken. Aber Kate ist hartnäckig und so wird ihr schließlich ein Angestellter ihres Vaters als Leibwächter zur Seite gestellt. Der ist zunächst wenig begeistert von seinem neuen Job. Aber wie lange kann er Kates Charme widerstehen?

Leseprobe

1. Kapitel Eines Sonntags erklärt Kate am Mittagstisch: "Daddy, Mama, mit dem theoretischen Teil meiner Arbeit bin ich nun fertig - jedenfalls habe ich alles aufgeschrieben, was ich in diesem Stadium zu Papier bringen kann. Nun ist es an der Zeit, dass ich mit den Feldforschungen beginne." Auf diesen Augenblick hat sie sich gut vorbereitet und sagt ihr Verslein mit so viel Nachdruck wie möglich auf. Jetzt wartet sie auf die Reaktionen ihrer Familie. Susan Woodroffe ist eine hübsche Frau um die fünfzig - ja sie ist von einer geradezu blendenden Schönheit. Sie ist schlank und zwischen ihren goldblonden Locken sind nur vereinzelte silbrig schimmernde Strähnen zu entdecken. Während sie ihre Tochter anschaut, werden ihre blauen Augen noch größer. Dann richtet sie ihren Blick auf ihren Mann, der am Kopfende der langen, edlen Holztafel sitzt. Kate gegenüber haben Peter und Diana mit ihrem ältesten Töchterchen Platz genommen - in einem anderen Raum kümmert sich das Kindermädchen um das Baby der Familie. Peter ist seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. In seinen blauen Augen kann Kate Verzweiflung erkennen. Nur zu gut weiß sie, was er von ihren Plänen hält, und sie ahnt auch, dass er sie gleich nach dem Essen zur Rede stellen wird. Sie ist jedoch ebenso sicher, dass er diesen Streit auf keinen Fall gewinnen wird - schließlich weiß sie ganz genau, wie sie mit ihrem älteren Bruder umgehen muss. Diana tut so, als hätte sie nichts gehört, sie ist zu sehr damit beschäftigt, das Gemüse für Britney in kleine Häppchen zu schneiden und sie zu füttern. Direkt neben Kate sitzt Duncan. Zu ihm schaut sie lieber nicht. Denn wenn sie ihm in die Augen sähe, würde das Ganze noch schwieriger werden, als es ohnehin schon ist. John Woodroffe blickt als Letzter auf. Erst als er seinen Bissen zu Ende gekaut und sich sorgfältig die Mundwinkel mit seiner Serviette abgewischt hat, sieht er schließlich Kate geradewegs an. Seine dicken, grauen Haare glänzen im Sonnenlicht, das durchs Fenster fällt. An seinen dunklen Augen, die sie durch Brillengläser hindurch ansehen, lässt sich nichts ablesen. Er fragt einfach nur: "So?" So viel hat Kate schon gelernt: Schweigen ist jetzt die schärfste Waffe. Schließlich hat sie auch schon alles gesagt, was sie sagen wollte. Peter ist der Erste, der das Wort ergreift. "Jetzt ist nicht der beste Zeitpunkt für so etwas", erwidert er geduldig. "Wir haben auch so schon genug Schwierigkeiten." "Mit dem Bergwerk?", fragt Susan bekümmert. Nun schaut sogar Diana auf. "Es ist nichts wirklich Ernstes", winkt John ab. "Nur die üblichen Lohnforderungen der Arbeiter." "Aber verstehen die denn nicht, dass wir im Jahr 1932 leben, mitten in der Weltwirtschaftskrise?", entgegnet Susan. "Wenn es nach ihnen geht, ist das nur unser Problem", antwortet Peter. "Es sind vor allem die weißen Minenarbeiter, die uns Schwierigkeiten bereiten. Und aufgrund von Hertzogs sinnlosen Gesetzen zur Arbeitsbeschaffung haben sie ihre Arbeitsplätze sicher." "Sie verdienen beinahe doppelt so viel wie die anderen Arbeiter", mischt sich Duncan ins Gespräch. "Wenn Hertzog nicht endlich den Goldstandard fallen lässt." Durch das Fenster betrachtet Kate den grünen, schattigen Garten ihrer Mutter. Das Wasser im Schwimmbecken glitzert, der Tennisplatz im kühlen Schatten der Bäume ist sauber gefegt. Auch in diesem Gespräch geht es wieder nur um Politik, denkt sie, während ihr Anliegen wie ein Lufthauch aus dem Fenster verweht. "Die Arbeiter fordern doch nur deswegen höhere Löhne, weil sie Hunger haben", wirft sie ein. Erstaunt sehen die drei Männer sie an. "Hunger haben sie doch nur deswegen, weil sie das Geld, das sie verdienen, gleich wieder auf den Kopf hauen", erwidert Duncan ruhig. "Schau dir mal an, wie sie leben: Jeden Freitagabend lassen sie sich volllaufen, den ganzen Samstag über haben sie nichts Besseres zu tun, als um Geld zu würfeln, und dann ist eben am Montag kein Essen mehr im Haus." "Genau das ist es, was ich gern herausfinden m

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