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Grenzen Ränder Niemandsländer

51 Geländegänge

Erschienen am 27.08.2014
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783894017989
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21.4 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Jochen Schimmang schreibt vom Glück, das an den Rändern verborgen liegen kann. Entlang seiner Autobiografie erzählt er davon, was es heißt, ein Kind der britischen Besatzungszone (und nicht eines deutschen Staates) zu sein. Er berichtet von frühen Grenzerfahrungen im 'Zonenrandgebiet' und an der höllandischen Grenze, vom verträumten dänischen Fährhafen Rodbyhavn, vom räumlichen und zeitlichen Ende der Welt, vom Transit BRD-Westberlin und vom Transitorischen im Allgemeinen. Er schreibt eine persönliche Kulturgeschichte des Verschwindens, des Verstecks, des Unsichtbarwerdens und prägender Lektüren. Diese literarischen Geländegänge führen sowohl in den englischen Klassenkampf wie zu Peter Handke in Chaville. Der Leser darf dem Autor in entlegenste Winkel folgen, auf Dachböden und in kindsgroße Löcher unterm Bahndamm. Festes Schuhwerk ist dazu nicht nötig. Es reichen Neugier und Entdeckerfreude.

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Hersteller:
Edition Nautilus GmbH
Katharina Picandet
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DE 22761 Hamburg

Autorenportrait

Jochen Schimmang, geboren 1948, studierte Politische Wissenschaften und Philosophie an der FU Berlin und lehrte an Universitäten und in der Erwachsenenbildung. Er ist freier Schriftsteller und Übersetzer und lebt in Oldenburg. 2010 erhielt er für seinen Roman »Das Beste, was wir hatten« den Rheingau Literatur Preis und 2012 den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar für »Neue Mitte« sowie die Künstlerstipendien der Villa Concordia in Bamberg und des Künstlerhauses Edenkoben. 2017 erschien sein Roman »Altes Zollhaus, Staatsgrenze West« und 2019 der Erzählungenband »Adorno wohnt hier nicht mehr«. 2019 wurde Jochen Schimmang mit dem Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen ausgezeichnet, 2021 erhält er den Italo-Svevo-Preis.

Leseprobe

Noch immer bin ich heilfroh, dass wir rechtzeitig weggezogen sind. Natürlich wäre ich ohnehin mit 18, 19 aus dem Haus gewesen und damit auch aus der Stadt. Aber vielleicht hätte ich ab und zu Besuche machen müssen, und plötzlich wäre ich in der neuen Mitte gelandet - dort, wo ich niemals hin wollte. Meine Geburtsstadt lag bis 1989/90, bis zur sogenannten Wende, eher am Rand. Allerdings auch das nicht immer. Sie lag schon einmal mittendrin. Ihre große Zeit hatte sie so etwa ab 1933 gehabt, und diese große Zeit war ungefähr 1945 zu Ende gegangen. Dann entstand in der Nähe nach und nach eine immer undurchlässigere Grenze, und als ich geboren wurde und in ihr aufwuchs, lag meine Stadt schon eher am Rand. Wenn ich mich recht erinnere, schaffte sie es noch nicht ganz zum Zonenrandgebiet, womit ihr staatliche Fördermittel entgingen, aber sie lag unmittelbar davor. Für Leute, die nicht mehr wissen, woher der Name Zonenrandgebiet kommt, sei hier kurz erläutert, dass die DDR (von deren verblichener Existenz wird allerdings Kenntnis vorausgesetzt) damals auch gern Ostzone hies oder Sowjetisch besetzte Zone (SBZ). Alle Städte und Gemeinden, die nicht weiter als etwa 40 km von der Zone (und in Bayern auch von der Tschechoslowakei) entfernt lagen, waren Zonenrandgebiet und bekamen Kohle aus Bonn. (Bonn = Hauptstadt der alten Bundesrepublik vor der Wende).