Beschreibung
"Eine Frage von allgemeinerem Interesse ist, ob Claudius Seidls "Schöne junge Welt" gegen Frank Schirrmachers ,Methusalem-Komplott' ankommt. Auf den ersten Blick jedenfalls hat der Feuilletonchef der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ein Gegenbuch zum Bestseller seines Herausgebers geschrieben. Schirrmacher beschreibt, wie ein gewaltiger gesellschaftlicher Krisenknoten sich schürzt. Seidl erzählt von einer unblutigen Revolution der Lebensläufe, die jedem einzelnen mehr Glückschancen eröffnet. Bei genauerem Hinsehen jedoch ergänzen sich die beiden Bücher. Eine Eigenschaft der alternden Gesellschaft ist ja, daß die alten Zausel, aus denen sie sich zusammensetzt, ewig jung bleiben und auf teuren Partys lange Beine mit spitzen Pumps am unteren Ende anstarren wollen. Beide Bücher zusammen eröffnen den Blick auf die irgendwie süße und klebrige Zukunft unserer Gesellschaft als Methusalem-Komplott." Die Welt "Glaubt man den Publizisten Frank Schirrmacher (,Das Methusalem-Komplott') und Claudius Seidl (,Schöne junge Welt'), wird in Zukunft die gefühlte Zwölfjährigkeit bis ins hohe Rentenalter verlängert. Insofern sind Horden von weißbärtigen Boardern nur eine Frage der Zeit." Welt am Sonntag
Autorenportrait
Frank Schirrmacher, Jahrgang 1959, Studium in Heidelberg und Cambridge, Promotion. Seit 1994 ist er einer der Herausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". 2004 sagte er dem Altersrassismus den Kampf an für sein Buch "Das Methusalem-Komplott" erhielt er u. a. den "Corine-Sachbuch-Preis" und die Auszeichnung "Journalist des Jahres 2004". Mit "Minimum" landete er 2006 erneut einen publizistischen Coup und setzte das Thema des Jahres. 2007 erhielt er als erster Journalist den "Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache" und wurde 2009 mit dem "Ludwig-Börne-Preis" ausgezeichnet. Zuletzt erschien bei Blessing "Payback". Frank Schirrmacher lebt in Frankfurt und Potsdam.
Leseprobe
Inhalt Sie geh?ren dazu Unsere Zukunft Teil 1 Die Heraufkunft der alternden Gesellschaft An und Abfahrtzeiten der Generationen Deutschland im Vergleich zur Welt Der Krieg der Kulturen Der Krieg der Generationen Teil 2 Das Komplott Das Ende des Jugendkults Jugend, Sch?nheit, Fortpflanzung Warum wir uns so sch?n, alt zu werden Das soziale Altern Das ?konomische Altern Die CyberJugend Die Kosten unseres Sterbens Das geistige Altern Die Methusalem-Generation Teil 3 Die Mission Hollywood in der Revolte Kinderb?cher, Witze, Gl?ckwunschkarten Entm?ndigung durch Sprache Warum wir uns sogar schuldig f?hlen zu altern Ein Kampf um den Kopf Ratschl? des alten Herzens Teil 4 Die neue Selbstdefinition Nach uns Ein paar Mitverschw?rer Danksagung Anmerkungen Personenregister Sie geh?ren dazu Sie wissen es zwar noch nicht: aber Sie geh?ren dazu. Da Sie imstande sind, dieses Buch zu lesen, z?en Sie zu denjenigen, denen der Einberufungsbescheid sicher ist. Die gro? Mobilmachung hat begonnen. Im Krieg der Generationen sind Sie dabei. Sammeln Sie sich und seien Sie getrost: Sie geh?ren auf die Seite der Menschen, denen es in den n?sten Jahrzehnten aufgegeben ist, eine Revolution anzuzetteln. Es klingt dramatisch, und das ist es auch. Tats?lich ist unsere Lage unhaltbar geworden. Noch befestigen wir unsere Rettungshaken am Alltag. So schlimm, sagen wir, kann es nicht sein. Der Nachrichtensprecher liest die Nachrichten und fl?chtet nicht verst?rt aus dem Studio. Die Redakteure schreiben ihre Leitartikel und Kolumnen. Die jungen Leute auf der Stra? sind zivil und umg?lich. M?tter schieben ihre Kinderwagen. Man h?rt noch keine Einschl?, die Front, sagen wir, ist noch fern. Am Horizont der Zukunft aber baut sich eine der erbittertsten Streitm?te gegen die Alten auf, die es je gegeben hat. Sie marschiert auf uns zu, die wir heute 20, 30 oder 60 Jahre sind, denn wenn der Krieg beginnt, werden wir die ?teren sein. Und die Gesellschaft, die wir geschaffen haben, nimmt dem Alternden alles: das Selbstbewusstsein, den Arbeitsplatz, die Biographie. Unsere Lebensentscheidungen basieren auf Grundrissen und Daten eines vergangenen Jahrhunderts. Gingen wir mit dem Raum so um wie mit unserer Lebenszeit, w?rden wir mit Postkutschen reisen. Wir m?ssen jetzt handeln. Nur noch wenig Zeit trennt uns selbst von der Stigmatisierung. Bis dahin sollten wir die Vorstellungen des Alters aus der Steinzeit ? wo sie jetzt sind ? in die Zukunft geholt haben. Es geht um nichts weniger als eine Revolution, vergleichbar mit den gro?n Befreiungsbewegungen der Vergangenheit. Im Augenblick sammeln wir noch kritische Masse. Wenn in f?nf bis zehn Jahren der Punkt des Umschlagens erreicht ist, wird wie mit Zauberhand eine ver?erte Gesellschaft im Gesichtskreis jedes Einzelnen erschienen sein. Wie oft berichten Menschen von der Pl?tzlichkeit, mit der das Alter sie wachr?ttelt. Ungl?ig schl? man die Augen auf, als w? man nicht seit Jahren vorgewarnt, und pl?tzlich ist man alt. So wird es unserer Gesellschaft ergehen. Die unersch?tterliche Logik der Abrei?alender sagt uns, dass die Drohung mit jedem neuen Geburtstag f?r uns alle w?st. Und doch tun wir so, als w? es nicht unsere Zeit, die gerade abl?t. Es ist die Erfahrung, die Ihnen seit Kindesbeinen vom Stra?nverkehr gel?ig ist. Irgendwann fahren nur noch die jeweils neuesten Modelljahrg?e herum, und gerade diese Abfolge pr?riert f?r uns das Gef?hl vergehender Zeit. Der Opel Rekord von 1962, die Ente von 1968 und der VW-K?r sind wie die Ziffern auf einem Kalender. Uns geschieht das Gegenteil: Immer mehr Menschen bleiben immer l?er beieinander, und die Zeit scheint stillzustehen. Viele von uns werden gleichzeitig mit ihren Eltern, Gro?ltern und Urgro?ltern auf der Welt sein. Zum ersten Mal entsteht etwas, was in der Evolution nicht vorgesehen, ja von ihr mit allen t?dlichen Tricks verhindert werden sollte: eine nicht mehr fortpflanzungsf Leseprobe