Autorenportrait
Helge Timmerberg, geboren 1952 in Dorfitter (Hessen), entschloß sich mit zwanzig im Himalaja dazu, Journalist zu werden. Seitdem schreibt er Reisereportagen aus allen Teilen der Welt - bisher mit Ausnahme der Fidschis und Australien. Nur Crew-Mitglieder der großen Fluglinien sind möglicherweise mehr unterwegs. Seine Wohnung nennt er Basis-Camp, und alle Ansätze des modernen Nomaden, ernsthaft seßhaft zu werden, schlugen bisher fehl. Er versuchte es in Marrakesch (drei Jahre), in Havanna (zwei Jahre) und Wien.Timmerberg schreibt für die wichtigsten Pressetitel der Republik, bisher u. a. in Tempo, Bunte, Süddeutsche Zeitung Magazin, Stern, Der Spiegel, Die Zeit, Die Woche, Bild, BZ, Elle, Playboy, Penthouse, Lui, Merian, Pur, Wiener, Wienerin, Allegra.Er testete für verschiedene Redaktionen so gut wie sämtliche Drogen, und war ein wichtiger Reporter des legendären Lifestylemagazins Tempo, bei dem er schon mal mit einer spektakulären Reportage über die Pornoindustrie aufgrund des erfolgten Verkaufsverbots in Bayern die Auflage verdoppelte.Timmerberg ist das enfant terrible des deutschen Journalismus, der es schafft, in BILD und ZEIT gleichzeitig zu schreiben.Helge Timmerberg ist aber nicht nur als Skandaljournalist bekannt geworden, sondern hat sich auch durch seine abenteuerlichen Reiseberichte einen Namen gemacht, die in jeder Hinsicht den ganzen Mann forderten.Die Cartoons stammen vom Besten deutschsprachigen Comic-Künstler 2002*, Peter Puck. (* Max & Moritz-Preis auf dem Internat. Comicsalon Erlangen). Der Comiczeichner, Texter und Werbeillustrator wurde bekannt durch die seit 1985 in diversen Stadtmagazinen erscheinende Comicserie Rudi, die ihn in der Schweiz bereits 1995 zum bestverkauften deutschsprachigen Comicautor erhob."...weil Peter Puck sich seiner natürlichen Bosheit keineswegs schämt, kommt es zu genauesten Beobachtungen ...a¿oeSüddeutscher Rundfunk
Leseprobe
K - wie Kokosnuß Kürzlich auf Ko Samui (Thailand) machte es beim Frühstück plötzlich rumms (oder bumms). Ein Geräusch, als wenn ein Meteorit im Sand einschlägt. Ein dumpfer, satter Sound, im Grunde oft gehört, aber nie wirklich registriert. Was war passiert? Neben mir lag eine Kokosnuß, die vorher da nicht gelegen hatte. Weil ich nichts besseres zu tun hatte, zählte ich dann die Kokosnußpalmen in meiner Bungalowanlage. Ergebnis: 40 Bungalows, 70 Palmen, rund 14 Nüsse pro Baum. Insgesamt waren das also knapp 1.000 Nüsse, die da über unseren Köpfen hingen. In etwa 20 Meter Höhe und jede gut und gerne zwei Kilo schwer. Zwei Kilo aus 20 Metern Höhe und eine sehr harte Schale. Mit einer Gehirnerschütterung ist das nicht vom Tisch. Das geht in Richtung Schädelbasisbruch, wenn so was nicht daneben fällt. Paranoid? Ich würde sagen, das Schicksal einer Kokosnuß ist der Fall zu Boden. Keine bleibt oben. Ich fragte deshalb die Chefin der Bungalowanlage, wieviele Touristen jährlich auf der Insel von den Nüssen erschlagen würden. Die Frau antwortete zunächst, als hätte ich sie was anderes gefragt. Die Kokosnuß sei ein Geschenk des Himmels, sagte sie, für alle, die nicht säen und nicht ernten und nicht frieren. Das Multitalent unter den Tropenfrüchten habe nicht nur jede Menge Nährstoffe und Vitamine, nein, in Verbindung mit Sahne, Ananassaft und weißem Rum würde sogar Pina Colada daraus. Ich wiederholte also meine Frage. Oh, sagte die Chinesin, außerdem mache man aus dem Fruchtfleisch Pralinen und "Bounty", und was würde aus der Touristenhaut ohne Körpermilch und Sonnenöl? Auch da sei Kokosnuß drin, wie übrigens auch in dem Kokosnußjoghurt und dem Kokosnußeis. Und aus den Schalen mache man schöne Aschenbecher oder Behältnisse für den Reis. Ich wiederholte meine Frage ein drittes Mal. Die Frau gab auf. "Ein Prozent", sagte sie. Erstaunlich. Ko Samui ist groß, und ich schätze, es sind eine runde Million Kokosnußpalmen vor Ort. Und nur einem Prozent aller Touristen wird von heruntersausenden Nüssen der Kopf gespalten? Glaube ich nicht. Oder doch? Ich war eine Woche am Strand, und jeden Tag knallte irgendwo neben mir eine Nuß in den Sand. Jeden Tag! Aber keine hat mich je getroffen. Man gewöhnt sich regelrecht daran, daß sie links und rechts wie Bomben runtergehen und nichts passiert. Als wäre es ein Film. Ein Traum. Ein virtuelles Urlaubsparadies: Trotzdem würde ich jedem raten, sich nicht in Hängematten zu legen, die zwischen Kokosnußpalmen aufgehängt sind. Wer darauf nicht verzichten kann, sollte zumindest nicht schaukeln. Auch beim Sonnenbaden empfiehlt sich ein Sicherheitsabstand. Denn merke: Solange der Schatten eines Palmenblatts auf den Gesichtern liegt, ist man noch im Kokosnuß-Einzugsgebiet. Die Thailänder sagen übrigens, nur bösen Menschen fallen Kokosnüsse auf den Kopf. Das macht die Sache natürlich überschaubarer. Man geht einfach nur mit sich selbst ins Gericht ("Was bin ich?") und wenn die Antwort "böse" ist, sollte man an den palmengesäumten Stränden dieser Welt grundsätzlich einen Bauhelm tragen. Abschließend noch ein Fakt: Auf den Philippinen sind herunterfallende Kokosnüsse die häufigste Todesursache überhaupt. M wie Moskitos klatschen Moskitos lieben Touristen, weil sie so gut riechen. Gerade abends, wenn wir zu den Gala-Dinners schreiten, mit Gel in den Haaren und dem Duft unserer Parfüms und Seifen, sitzen die Moskitos auf der anderen Seite des Büfetts in Lauerstellung. Die Hotels tun das ihre. Sümpfe sind das natürliche Zuhause dieser Insekten, die künstlichen Lagunen in den Hotelanlagen sind dagegen von Menschenhand geschaffene Moskitoschutzgebiete. Sind die Architekten irre, die so etwas planen? Nein, sie kommen meist nicht aus der Gegend. Sie sitzen in klimatisierten Penthouseetagen irgendwo weit ab vom Schuß, weit ab vom Stich, sollte man besser sagen. Und sie vergessen. Wir alle vergessen die Qualen durchkratzter Nächte. Moskitos sind die Kamikazeflieger unter den Insekten, die Mikro-Düsenjäger, die Bo