Beschreibung
René Maugras, vierundfünfzig, Herausgeber einer Pariser Zeitung, wacht nach einem Schlaganfall im Krankenhaus Bicêtre auf. Er, dessen Kapital seine Worte waren, ist des Sprechens nicht mehr mächtig, halbseitig gelähmt, ist er gefangen in einer anderen Welt. Doch seine Fähigkeit zu denken ist unbeeinträchtigt. Langsam kämpft er sich ins Leben zurück, während seine Umgebung ihn weiter für besinnungslos hält. Er belauscht die Gespräche an seinem Bett, lässt sein Leben Revue passieren, seine Errungenschaften und Lebenslügen, die Erfolge und Misserfolge - als Verleger, als Ehemann, als Mensch. Die Glocken von Bicêtre sticht unter den vielen Meisterwerken Simenons hervor, durch den Verzicht auf jegliche Spannungselemente und durch die Tatsache, dass Simenon nicht wie üblich elf Tage brauchte, um den Roman zu schreiben, sondern ganze zweiundzwanzig.
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Autorenportrait
Georges Simenon, geboren am 13. Februar 1903 im belgischen Liège, ist der »meistgelesene, meistübersetzte, meistverfilmte, mit einem Wort: der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts« (Die Zeit). Seine erstaunliche literarische Produktivität (75 Maigret-Romane, 117 weitere Romane und über 150 Erzählungen), seine Rastlosigkeit und seine Umtriebigkeit bestimmten sein Leben: Um einen Roman zu schreiben, brauchte er selten länger als zehn Tage, er bereiste die halbe Welt, war zweimal verheiratet und unterhielt Verhältnisse mit unzähligen Frauen. 1929 schuf er seine bekannteste Figur, die ihn reich und weltberühmt machte: Kommissar Maigret. Aber Simenon war nicht zufrieden, er sehnte sich nach dem »großen« Roman ohne jedes Verbrechen, der die Leser nur durch psychologische Spannung in seinen Bann ziehen sollte. Seine Romane ohne Maigret erschienen ab 1931. Sie waren zwar weniger erfolgreich als die Krimis mit dem Pfeife rauchenden Kommissar, vergrößerten aber sein literarisches Ansehen. Simenon wurde von Kritiker*innen und Schriftstellerkolleg*innen bewundert und war immer wieder für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1972 brach er bei seinem 193. Roman die Arbeit ab und ließ die Berufsbezeichnung »Schriftsteller« aus seinem Pass streichen. Von Simenons Romanen wurden über 500 Millionen Exemplare verkauft, und sie werden bis heute weltweit gelesen. In seinem Leben wie in seinen Büchern war Simenon immer auf der Suche nach dem, »was bei allen Menschen gleich ist«, was sie in ihrem Innersten ausmacht, und was sich nie ändert. Das macht seine Bücher bis heute so zeitlos.