Beschreibung
Eine Geschichte, die anderen nützt, vielleicht noch in ferner Zukunft, mehr soll ihr Bericht gar nicht sein, sagt Angela del Moro am Schluss. Da ist sie dreiund- zwanzig und hat mehr hinter sich als andere im doppelten Alter. Schon mit sechzehn hat sie es zu etwas gebracht, als Kurtisane, der einzige Beruf, in dem sie Geld verdienen, ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Der Absturz beginnt mit einem Nein: Sie wagt es, einen Stammkunden wegzuschicken, und die Rache des Abgewiesenen ist mörderisch. Andere überleben so etwas nicht, aber Angela will kein Opfer sein. Ihr Wiederaufstieg ist eine Sensation. Das kann nicht nur gut gehen. Lea Singer erzählt die historisch verbürgten Erlebnisse einer jungen Frau, La Zaffetta genannt, im Venedig der Renaissance, und offenbart, wie nebenbei, die Abgründe der Serenissima in der Zeit eines Tizian oder Aretino. Sie spricht durch die Person einer jungen Frau, die einen Skandal auslöste, weil sie sich das Recht nahm, ihre Wünsche zu leben. Und die zum Kult wurde auf einem der berühmtesten Bilder der Welt: Tizians Venus von Urbino.Hintergrundmaterial zum Download.
Leseprobe
'Ich würde jedem, der zum ersten Mal nach Venedig reist, raten, seinen Kopf vollständig leer zu räumen und auszuräuchern, als hätte jemand mit einer hoch ansteckenden Krankheit darin gewohnt. Die eingeschleppten Vorstellungen machen die klügsten Besucher zu Trotteln. Sie benehmen sich, als wären sie berauscht und umnebelt von einem Liebeswahn. Alles, was an Venedig ekelhaft, brutal und hässlich ist, übersehen sie. Dabei ist es eigentlich als Station zum Ausnüchtern ideal geeignet. In Venedig wurde schon immer gerechnet, nicht geträumt.'