Beschreibung
Autobiographie und Weisheitsbuch in einem: Der Erfahrungsschatz eines abenteuerlichen Lebens Er wollte nie Everybodys Darling sein: Jürgen Todenhöfer ist ein Mann, der Erfolg in Politik und Wirtschaft verkörpert, der berufliche und persönliche Niederlagen durchlebt hat, der glaubwürdig auch für unbequeme Wahrheiten eintritt. In seinem neuen Buch fasst er die wichtigsten Erkenntnisse seines abenteuerlichen Lebens in Aphorismen zusammen. Jürgen Todenhöfer setzt Ziele in einer ziellosen Zeit und beleuchtet sie durch teils heitere, teils erschütternde, zum Nachdenken zwingende Anekdoten. Er verbindet offen und selbstkritisch Autobiographisches mit den großen Fragen der Menschheit nach Tugend, Gerechtigkeit und Weisheit. Entstanden ist der ethische Wegweiser eines Menschen, der um seine Fehlbarkeit weiß und doch den Versuch wagt, seine Erfahrungen mit Erfolg und Glück, Schwäche und Scheitern exemplarisch weiterzugeben. Mit Humor, Gelassenheit und Nachsicht.
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Bertelsmann, C. Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe Gm
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Autorenportrait
Jürgen Todenhöfer, geboren 1940, hat Jura in München, Paris, Bonn und Freiburg studiert. Er war fast zwei Jahrzehnte für die CDU im Bundestag und war Experte für Entwicklungs- und Rüstungskontrollpolitik. Bis 2008 war er stellvertretender Vorstandschef des Medienkonzerns Burda. Seine Bücher über die Menschen im Irak und in Afghanistan wurden allesamt Bestseller und sorgten für große Medienresonanz. Mit den Honoraren seiner Bücher finanziert der Autor zahlreiche Hilfsprojekte.
Leseprobe
Die Nacht auf dem Meer Die Sonne war untergegangen. Der kleine Fischerhafen lag in einem diffusen, graublauen Licht. Der Kapit?- er mochte sechzig Jahre alt sein - steuerte seinen knarrenden Fischkutter schweigend aus dem Hafen. Trotz seiner zerzausten wei?n Haare und seines Che-Guevara-Barts strahlte er W?rde aus. Vielleicht nannten seine M?er ihn deshalb Medico. Der dieselgetriebene Kutter war etwa zwanzig Meter lang. Mit seinen Kr?n, Winden und gestapelten Sperrholzk?en sah er aus wie eine Hinterhof-Fabrik, nicht wie ein romantischer Fischerkahn. Auf den gefalteten Netzen lagen zwei winzige Ruderboote. Sie erinnerten an Walnussschalen. Backbord neben den Fischernetzen stand ein vier Meter gro?s Motorboot. Ein Rettungsboot? Ich atmete den strengen Geruch von brackigem Wasser, Fisch und Diesel und genoss den Fahrtwind, der uns entgegenschlug. Das Schiff stampfte mit zehn Seemeilen aufs schwarzblaue Meer hinaus. Keiner der sieben verwegen ausschauenden Seeleute sprach ein Wort. ?Erol?, ein f?nfzigj?iger, etwas verwitterter, gegerbter Italiener, servierte klebrigs??n Espresso. Er ?elte dem verstorbenen Filmschauspieler Erol Flynn in dessen besten Jahren. Nur dass er keine Z?e mehr hatte. Als der Medico nach einer Stunde den Motor abstellte, hatten alle schon mindestens drei Tassen Espresso getrunken. Mit dem linken Arm gab der Kapit?ein Zeichen. Die Besatzung nahm ihre Pl?e ein. Mit einer Motorwinde lie?sie die erste ?Nussschale? ins Wasser. Wie eine Katze sprang Erol hinein und ruderte mit kr?igen Schl?n vom Hauptschiff weg. Nach f?nfzig Metern lie?er einen gro?n Steinbrocken ins Wasser fallen. Durch ein d?nnes Nylonseil mit dem Boot vert?, diente er als Anker. Im Innern des Bootes warf Erol einen dr?hnenden Generator an. Drei grellwei?s Licht ausstrahlende Scheinwerfer leuchteten auf. Zwei unter Wasser, einer auf dem Boot. Sie tauchten das schwarzblaue Wasser in ein m?henhaftes T?rkis. Hundert Meter weiter wurde das zweite ?Walnussboot? zu Wasser gelassen. Lorenzo, ein schlanker Junge mit viel zu gro?r Hornbrille, sprang hinterher. Wieder wurde ein h?ernder Generator angeworfen. Das grandiose Lichtspektakel wiederholte sich. Die Scheinwerfer hatten die Aufgabe, Plankton anzuziehen. Das wiederum sollte Fische anlocken. Bevorzugt die k?stlichen Acciugas, f?r die man gutes Geld bekam. Aber manchmal kamen auch nur einfache Heringe. Nachdem der Kapit?Erol und Lorenzo wieder eingesammelt hatte, entfernte er sich mit dem Hauptschiff rund f?nf Kilometer. Dann stellte er den Motor ab. Es war dreiundzwanzig Uhr. Nun hie?es bis drei Uhr morgens warten. Bis dahin hatten sich hoffentlich gen?gend Acciugas im Umfeld der glei?nden Bootslampen versammelt, um sich am Plankton zu laben. Bis auf den Medico und Erol verkroch sich die Mannschaft in Kaj?ten und Winkeln des Kutters, um zu schlafen. Die sp?iche Beleuchtung des Schiffes wurde ausgeschaltet. Nur noch schemenhaft konnte man seine Konturen erkennen. Ich stand an der Reling und verfolgte fasziniert das farbenfrohe Schauspiel: Das t?rkisblaue Meer, das immer, wenn der auffrischende Wind die winzigen ?Walnussboote? und ihre Schweinwerfer bewegte, eine milchige Farbe annahm. Die Wellen, die dort dann aussahen wie kleine Sch?henwolken. Und ?ber uns einen Sternenhimmel in einer Pracht, wie ich sie nur selten gesehen hatte. Venus und Jupiter funkelten und glitzerten, als w?n sie wirklich in Kristallschalen gefasst, wie unsere Vorfahren geglaubt hatten. Der Medico hatte sich unbemerkt neben mich gestellt. ?Warum wolltest du aufs Meer??, fragte er mit seiner warmen, tiefen Stimme. Ich dachte nach. Was sollte ich ihm erz?en? Ich kannte ihn kaum. Fast unwillk?rlich antwortete ich: ?Weil ich eine Entscheidung treffen muss und das zu Hause nicht kann. Weil ich dazu dieses Meer und seinen riesigen Sternenhimmel brauche.? Mein Gest?nis war mir fast peinlich. ?Was f?r eine Entscheidung??, fragte der Medico. ?Ich fahre nachts auch raus, weil ich es in der Stadt nicht ausha