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Heute warst du eine Schneeflocke auf meiner Hand

Liebes- und andere Gedichte

Erschienen am 01.04.2022, 1. Auflage 2022
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783965215368
Sprache: Deutsch
Umfang: 120 S.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ratschläge Schneid ab ein Stück vom Regenbogen und nagle fest es übers Bett. Steck dir zwei grüne Meereswogen mit weißen Kronen ans Jackett. Nimm dir das letzte Blatt der Linde und frier es für den Winter ein. Treib auch im Herbst ein wenig Sünde, es wird vielleicht erfrischend sein. Auf Trommel und Trara verzichte, gib acht, dass du mal unterliegst. Kauf dir kein Auto, kauf Gedichte, von Möckel, falls du welche kriegst! Nicht ohne Selbstironie präsentiert hier Klaus Möckel, dessen vielfältiges Prosawerk in Jürgen Seidels Band "Gelegenheiten, Verwirrung zu stiften" im Querschnitt vorgestellt wurde, seine Gedichte aus mehreren Jahrzehnten. Es sind Verse über die Liebe, einprägsam, zu Herzen gehend, kraftvoll im Bild, heiter. Sie handeln auch von einer Vergangenheit, die nicht aus dem Gedächtnis zu löschen ist, von "Göttern der Zukunft" und pointiert vorgetragenen kleinen Wahrheiten in prickelndem Gewand. Der Autor, der durch Kriminalromane, Berichte wie "Hoffnung für Dan" (über seinen behinderten Sohn) oder "Die Gespielinnen des Köngs" einem großen Publikum bekannt wurde, gibt damit poetisch Einblick in einen weiteren Teil seines gehaltvollen Schaffens.

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Geschichtlicher Büchertisch Ralf Jordan
Ralf Jordan
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Autorenportrait

Geboren 1934 in Kirchberg/Sa., Dr.phil., verheiratet, ein Sohn. Werzeugschlosserlehre, Studium der Romanistik an der Universität Leipzig, Assistent am Romanischen Seminar der Universität Jena, Lektor beim Verlag Volk & Welt Berlin, Promotion über Saint-Exupéry 1963, seit 1968 freier Schriftsteller. Er veröffentlichte rund 60 Bücher, war Herausgeber von knapp 20 Titeln, übersetzte Texte und Gedichte aus dem Französischen, Spanischen und Russischen.

Leseprobe

Tragisches Gedicht Der Malermeister Regengrau, der hatte eine liebe Frau, doch er war böse, böse. Er war so eitel wie ein Pfau, hielt sich für ganz besonders schlau und schimpfte mit Therese voll Zorn den lieben langen Tag, selbst wenn sie schon im Bette lag. Nichts, was sie machte, war ihm recht, sie kochte ihm das Essen schlecht, das gute Geld, das er ins Haus gebracht, sie gab's für Plunder aus. Nichts blieb ihm als die Kneipe Bei einem solchen Weibe. Der Bäckerbursche Veilchenblau dagegen hatte keine Frau und sehnte sich nach Liebe. Zwar machte ihm die Arbeit Spaß, doch wenn er vor der Röhre saß, schien ihm das Leben trübe. Er schenkte sich ein Bierchen ein, mitunter auch ein Gläschen Wein, trank einen Schnaps, trank zwei und drei und wurde doch nicht froh dabei. Die Decke fiel ihm auf den Kopf, er drückte wild den Fernsehknopf, sah aber nur das eine: sich selbst mit sich alleine. Auf diese Art floh hin die Zeit. Therese hatte nichts als Streit und ließ sich schließlich scheiden. Bei Veilchenblau lief's andersrum, er sah sich nach 'nem Weibe um, es war nicht zu vermeiden. Fand per Annonce Fräulein Kast, doch hat sie nicht zu ihm gepasst, sie war oft launisch und vergnatzt, hat ihm so manchen Spaß verpatzt. Mit einem Wort, auch da kein Glück. Bisweilen ärgert das Geschick mit hässlichen Querelen die allerbesten Seelen. So lebten lange Haus an Haus Therese und die Veilchenblaus ihr ziemlich tristes Leben. Die Malersfrau, der Bäckersmann, was hätten für ein gut Gespann die beiden abgegeben. Er war so nett, sie war so lieb, doch da es nur beim Grüßen blieb, ging's stets im alten Trotte fort. SO IST ES OFT, UNS FEHLT EIN WORT, EIN BISSCHEN MUT ZUR RECHTEN STUND. Im Leben läuft nicht alles rund, auch schöne Schiffe kentern. Vom generösen Wetter He, Petrus, schieb die Wolken an, die wilden Winde springen. Wer heut sein Glück nicht zwingen kann, dem wird es nie gelingen. Das Jahr war schön und sehr pompös, nun wird das Wetter generös, am hellen Mittag tobt die Nacht, die Erde stöhnt, der Himmel lacht, das Meer ist wie betrunken, der Horizont sprüht Funken. He Mädchen mit dem kurzen Haar, du setzt mein Herz in Flammen. Ich weiß, wir sind kein rechtes Paar, wir passen nicht zusammen. Doch was verkehrt war, wird normal, bläst die Natur zum Karneval, legt sich die bunten Schleier um, knickt Masten, biegt die Bäume krumm und jagt die Regenpferde in Scharen um die Erde. Komm mit, wir knüpfen uns ein Floß aus Binsen, Tang und Zweigen. Lass uns auf Wellen schwer und groß Bis in den Himmel steigen. Dort oben loht der Sonnenball, und stürzen wieder wir zu Tal, und treibst du längst schon fern von mir - ein Stückchen Sonne brennt in dir an allen schwarzen Tagen, wenn wild die Wetter schlagen.

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